In der Rubrik Pflanze des Monats stellen wir in den Vegetationsmonaten von März bis Oktober interessante Pflanzen und Pflanzenarten aus unserem Garten vor. Jede Pflanze kann im Botanischen Garten Leipzig vor Ort aufgesucht und ihre Besonderheit entdeckt werden.

2025

Die Pfingstrosen (Gattung Paeonia)

Die Pfingstrosen (Gattung Paeonia) haben das schöne Wetter der letzten Tage sehr genossen und blühen bereits üppig im Botanischen Garten. Besonders prächtige Exemplare können in der Steppenanlage bewundert werden.
Mit ihren riesigen und sehr auffälligen Blüten dürften sie auch in den meisten Privatgärten zu finden sein. Sie werden ihres Aussehens wegen schon seit vielen Jahrhunderten kultiviert, ihre Inhaltsstoffe machten sie in der Vergangenheit aber durchaus auch zu einer kultivierten Arzneipflanze, etwa in Löberschütz (Thüringen). Hier finden sie ideale Bedingungen vor, denn Paeonien mögen es kalkreich.

Im eigenen Garten sollte man unbedingt darauf bedacht sein, keine gefüllten Exemplare zu pflanzen. Bei diesen sind die Staubblätter zu Blütenblättern umgezüchtet worden. Das läßt die Blüten besonders groß und üppig erscheinen, verwirrt jedoch die Bestäuber, die in solch transformierten Blüten keine Nahrung in Form von Pollen finden, obwohl Duft und Farbe das eigentlich suggerieren. Auch ihre von einem knallroten fleischigen Mantel umgebenen Samen werden recht attraktiv in den geöffneten Früchten präsentiert und von Vögeln gefressen und so ausgebreitet. Allerdings ist es im Gartenbau üblich, verwelkte Blüten gleich zu entfernen und gar nicht erst zu Früchten ausbilden zu lassen, da dieses die Pflanzen viel Kraft kostet und die Blütenpracht im nächsten Jahr reduzieren könnte.

Wissenschaftlich sind die Paeonien ebenfalls eine sehr interessante Gruppe, denn ihre äußeren Merkmale haben wenig dazu beigetragen, ihre Verwandtschaft aufzuklären. Je nach Wissenschaftler wurden sie deshalb mal in die Nähe der Hahnenfußgewächse (Trollblume), Mohngewächse (Papaver) oder sogar zu den Dilleniaceae (Dillenien) gestellt, bevor sie erst vor wenigen Jahre ihren endgültigen Platz in der Ordnung der Steinbrechartigen (Saxifragales) nahe der Zaubernußgewächse (Hamamelidaceae) fanden. Trotz ihres deutschen Namens wurden sie aber nie in die Nähe der Rosengewächse gestellt, von denen sie sich durch ein kleines, aber wichtiges Detail unterscheiden: alle Rosengewächse haben Nebenblätter, Pfingstrosen nie.

zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Kleinfrüchtige Pfingstrose (Paeonia officinalis subsp.humilis), Foto: Wolfgang Teschne
zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Paeonia lactiflora (gehört zu den Staudenpfingstrosen), Foto: Wolfgang Teschner
zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Gefüllte Blüte der Gemeinen Pfingstrose (Paeonia officinalis), Foto: Wolfgang Teschne
zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Paeonia caucasica, Foto: Wolfgang Teschner
zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Fruchtstand der Paeonia daurica ssp coriifolia, Foto: Wolfgang Teschner

Die Küchen- oder Kuhschellen (Pulsatilla) sind eine der ersten Frühlingsboten und im Botanischen Garten mit den verschiedensten Arten im Alpinum zu bewundern. Ihre großen, auffälligen Blüten sind sehr attraktiv – und das nicht nur für den Naturliebhaber. Mit ihren Blüten erwachen auch die ersten Bienen und Hummeln aus ihrer Winterruhe. Sie sind dann froh, auf einen reichlich mit Pollen gedeckten Tisch zugreifen zu können – allerdings nicht für sich selbst, sondern für ihre Brut, die mit nahrhaftem Pollen verköstigt wird.

Doch Pulsatilla bietet noch mehr: ihre parabolartig geformten Blüten reflektieren das Sonnenlicht auf das Zentrum der Blüten. Das führt zu einer Temperaturerhöhung von mehreren Grad über der Außentemperatur und wird von den in der Nacht ausgekühlten Bestäubern gerne zum morgendlichen Aufwärmen genutzt.

Die Blüten der Kuhschellen erscheinen reichlich vor ihren Blättern und erlauben es den Insekten, sie bereits aus großer Entfernung wahrzunehmen. Die Blätter selbst sind ähnlich „hahnenfußartig“ geformt ähnlich der nächsten Verwandten der Kuhschellen, den Anemonen. Lange Zeit war man sich nicht ganz einig, ob die beiden Gattungen Anemone und Pulsatilla getrennt aufzufassen sind, oder ob die Gattung Pulsatilla eigentlich zu Anemone gehört. Neuere, molekularbiologische Untersuchungen bestätigen mitlerweile die althergebrachte Darstellung von zwei getrennten Gattungen. Nichtsdestotrotz enthält Pulsatilla ebenfalls das nach der Anemone benannte und giftige Alkaloid Anemonin.

Im Hochsommer sind die Kuhschellen weniger auffällig, im Herbst machen sie jedoch noch einmal mit besonders langen Fortsätzen ihrer Früchte auf sich aufmerksam. Je nach Art und Form dienen diese entweder zum leichteren Verdriften im Wind oder zum Festhaken in Federkleid oder Fell.

zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Alpen-Kuhschelle (Pulsatilla alpina); Foto: Wolfgang Teschner
zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Chinesische Küchenschelle (Pulsatilla chinensis); Foto: Wolfgang Teschner
zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Gewöhnliche Kuhschelle (Pulsatilla spec.) kurz vor der Fruchtreife; Foto: Wolfgang Teschner
zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Blüte der Kuhschelle (Pulsatilla spec.); Foto: Wolfgang Teschner

Huflattich (Tussilago farfara)

Der in Deutschland weitverbreitete Huflattich (Tussilago farfara) blüht als einer der allerersten Pflanzen des Jahres. Er präsentiert seine Blütenstände bereits Wochen vor dem Buschwindröschen, oft gemeinsam mit dem Schneeglöckchen. Da zu dieser Zeit nur wenig anderes blüht, ist er auch nahezu unverwechselbar. Seine gelben Blüten öffnen sich nur bei Sonnenschein. Da der Huflattich meist in größeren Beständen vorkommt, vermag er dann ganze Hänge leuchtend gelb einzufärben. Unterstützt wird seine Leuchtkraft durch die Tatsache, dass er seine „hufförmigen“ Blätter erst sehr viel später entfaltet. Die sind ziemlich groß und würden die Blüten sonst auch einfach verdecken und vor den Bestäubern verstecken. In Vorbereitung auf die kommenden Blätter verlängern sich die Blütenstiele nach der Blüte noch um einiges. So ist sichergestellt, dass die Fruchtstände, die wie kleine Pusteblumen aussehen, ihre Früchte oberhalb der Blätter ungestört dem Wind überlassen können.

Die ganze Pflanze des Huflattichs enthält schleimlösende Inhaltsstoffe und wurde bereits im Altertum als hustenreizlösende Arznei verwendet. Allerdings enthält die Pflanze zudem krebserregende Substanzen, die laut Gesetz eine bestimmte Konzentrationsobergrenze nicht überschreiten dürfen. Von Selbstmedikation ist daher abzuraten.
 

zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Blüten des Huflattichs (Tussilago_farfara), Foto: Wolfgang Teschner
zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Blühender Huflattich (Tussilago farfara) im März, Foto: Wolfgang Teschner
zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Blätter des Huflattich (Tussilago farfara), Foto: Wolfgang Teschner
zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Samenstand des Huflattichs (Tussilago_farfara), Foto: Wolfgang Teschner
zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Verblühter Huflattich (Tussilago farfara), Foto: Wolfgang Teschner

Archiv der letzten Jahre

Sie haben eine Pflanze des Monats verpasst? Oder möchten sich noch einmal über besonders spannende Pflanzen der vergangenen Monate informieren? Hier finden sie noch einmal unsere Schätze im Archiv:

Die Pflanze des Monats - 2024

Die Pflanze des Monats - 2023

Die Pflanze des Monats - 2022

Die Pflanze des Monats - 2021

Die Pflanze des Monats - 2020

Die Pflanze des Monats - 2019

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