Botanische Gärten sind Orte der urbanen Artenvielfalt – sie sind Biodiversitäts-Hotspots. Der Botanische Garten der Universität Leipzig befindet sich seit 1876 am heutigen Standort zwischen der Johannisallee und der Linnéstraße. Seit rund 150 Jahren ist der Garten mit seiner hohen Pflanzen- und Strukturvielfalt somit auch für Tiere und Pilze ein überaus wichtiger und wertvoller Lebensraum inmitten der Stadt.

Die nachfolgende Bildergalerie gibt eine kleine Auswahl an Fotos von Arten aus dem Botanischen Garten Leipzig mit Angabe des jeweiligen Fotografen und ggf. auch des Experten der Artbestimmung.

zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Rainfarn-Seidenbiene (Colletes similis) im Botanischen Garten Leipzig, Foto: Maik Hausotte, det. Frank Burger
zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Gartenbaumläufer (Certhia brachydactyla) im Botanischen Garten 2023, Foto: Hendrik Preuß
zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Braune Schuppensandbiene (Andrena curvungula) im Botanischen Garten Leipzig, Foto: Maik Hausotte, det. Frank Burger
zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Zypressenschlafmoos (Hypnum cupressiforme), Foto: Peter Otto
zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Buntspecht (Dendrocopos major) im Botanischen Garten 2023, Foto: Hendrik Preuß
zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Schöterich-Mauerbiene (Osmia brevicornis) im Botanischen Garten Leipzig, Foto: Maik Hausotte, det. Frank Burger
zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Hornissenschwebfliege (Volucella zonaria) im Botanischen Garten Leipzig, Foto: Maik Hausotte.
zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Stahlblauer-Grillenjäger (Isodontia mexicana) im Botanischen Garten Leipzig, Foto: Maik Hausotte
zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Riesenporling (Meripilus giganteus) im Botanischen Garten Leipzig, Foto: Rolf Engelmann.
zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Baumweißling (Aporia crataegi) im Botanischen Garten Leipzig, Foto: Maik Hausotte.

Lebensraum Botanischer Garten

Mit rund 6.300 kultivierten Pflanzenarten ist auch der Botanische Garten der Universität Leipzig nicht nur ein attraktiver Ort für Lehre, Forschung und Austausch, sondern auch ein Ort mit sehr hoher Artenvielfalt. Während unsere wissenschaftliche Pflanzensammlung sehr gut dokumentiert ist, zeigt die Dokumentation von Insekten, Spinnen und vielen anderen Organismengruppen noch Lücken. Im Projekt "Artenvielfalt im Botanischen Garten" erstellen wir erstmals eine Gesamtartenliste der hier vorkommenden Organismen. Das Projekt soll dabei existierende Artenlisten aus Studien und studentischen Abschlussarbeiten zusammentragen, aber auch mit Hilfe von Bürgerwissenschaft (Citizen Science) neue Erkenntnisse generieren. Gemeinsam mit Bürgerinnen und Bürgern entdecken, finden und studieren wir die Artenvielfalt im Botanischen Garten.

Was wir wissen und erforschen

Verschiedenen Artengruppen wurden in der Vergangenheit oder werden aktuell im Botanischen Garten erfasst. Vor allem verschiedene Insektengruppen, aber auch z.B. die große Vielfalt der Pilze stehen bis heute im Fokus von umfassenden wissenschaftlichen Erfassungen. Ein paar ausgewählte Artengruppen und ihr Erfassungsstand sind nachfolgend aufgelistet. 

Ausgewählte Insektengruppen

Mit seinem großen und reichhaltigen Blütenangebot und der Vielzahl an Nistmöglichkeiten ist der Botanische Garten für Wildbienen ein sehr bedeutsamer Lebensraum, wie Erfassungen aus den letzten Jahren eindrucksvoll belegen.

  • Im Jahr 2021 hat der NABU Regionalverband Leipzig e.V. Erhebungen zu Wildbienen (25 Arten) und anderen Insektengruppen durchführt und die Ergebnisse in der Broschüre Artenvielfalt im Botanischen Garten zusammengefasst.
  • In den Jahren 2022 und 2023 wurden von Maik Hausotte und Frank Burger insgesamt 214 Bienenarten (= über die Hälfte der in Sachsen und über ein Drittel der in Deutschland vorkommenden Bienenarten) im Botanischen Garten nachgewiesen. Weitere Informationen wird es nach erfolgter Auswertung der Ergebnisse geben.

Da Schwebfliegen (Syrphidae) sich als erwachsene Tiere ausschließlich von Pollen und Nektar ernähren, sind sie wichtige Blütenbestäuber. Unter den im Botanischen Garten nachgewiesenen Schwebfliegenarten, fallen die vier großen Volucella-Arten besonders auf. Mit der ca. 2 cm großen Hornissenschwebfliege (Volucella zonaria) ist auch die größte heimische Schwebfliegenart regelmäßig im Botanischen Garten zu beobachten (Maik Hausotte, persönliche Mitteilung).

  • In den Jahren 1989 und 1990 wurden 72 verschiedene Schwebfliegenarten nachgewiesen (Pellmann & Nahhal 1991, Entomologische Nachrichten und Berichte 35).
  • Im Jahr 2021 konnte der NABU Regionalverband Leipzig e.V. sechs Schwebfliegenarten beobachten. Die Ergebnisse sind in der Broschüre Artenvielfalt im Botanischen Garten zusammengefasst.
  • Maik Hausotte konnte in den Jahren 2022 und 2023 weitere Arten nachweisen. Hier erfolgt aktuell noch die Auswertung der Ergebnisse.

Grabwespen (Spheciformes) sind oft sehr spezialisierte Arten und tragen meist als Proviant für ihre Larven Beutetiere aus bestimmten Artengruppen ein. So ist z.B. seit dem Jahr 2022 regelmäßig im Botanischen Garten der auffällige Stahlblaue Grillenjäger (Isodontia mexicana) auf der Suche nach Heuschrecken zu beobachten.

Mit den Erfassungen durch den NABU Regionalverband Leipzig e.V. (s.a. Broschüre Artenvielfalt im Botanischen Garten) im Jahr 2021 und den Beobachtungen von Maik Hausotte und Frank Burger aus den Jahren 2022 und 2023 sind im Botanischen Garten nunmehr 42 Grabwespenarten nachgewiesen.

Schmetterlinge (Lepidoptera) gehören auf Grund ihrer Größe und Schönheit sicherlich zu den auffälligsten Insekten im Botanischen Garten. Auch wenn eine systematische Erfassung dieser Artengruppe bisher nicht erfolgt ist, so liegen aus den Jahren 2021 und 2022 zumindest für die Tagfalter einige Daten vor:

  • Im Jahre 2021 wurden vom NABU Regionalverband Leipzig e.V. 11 Tagfalterarten nachgewiesen (s.a. Broschüre Artenvielfalt im Botanischen Garten).
  • Im Jahr 2022 wurde durch Maik Hausotte das Vorkommen von 14 weiteren Tagfalterarten im Botanischen Garten fotodokumentarisch festgehalten.

Ausgewählte Artengruppen (neben den Insekten)

Der Botanische Garten bietet mit seinen Gehözstrukturen verschiedenste Lebensräume für Vögel. In Vogel-Exkursionen mit Studierenden oder von unseren Besucher:innen wird die Vogelfauna regelmäßig beobachtet. 2023 erfolgte eine umfangreiche Brutvogelkartierung von Alexander Eilers, welche sich derzeit in Auswertung befindet. Auch Karsten Peterlein vom NABU unterstützt uns mit Rat und Tat, wenn es um Vögel geht. Aktuell stellen wir historische und aktuelle Artenlisten zusammen.

Waschbär (Procyon lotor), Rotfuchs (Vulpes vulpes) und sogar der Feldhase (Lepus europaeus) sind regelmäßige Gäste bei uns. Etwas verborgener sind die kleinen Säugetiere wie Brandmaus (Apodemus agrarius), Gelbhalsmaus (Apodemus flavicollis) oder auch die Hausspitzmaus (Crocidura russula). Doch auch Fledermäuse kann man im Botanischen Garten beobachten. Zur Bestimmung der Fledermausarten wurden von den Büros Ökologicon und hochfrequent 2023 Horchboxen installiert, welche die akustischen Signale der Fledermäuse aufzeichnen. Die aufgezeichneten Daten werden aktuell ausgewertet.

Die artenreiche Flora der Moose ist in verschiedenen Abschlussarbeiten unter der Betreuung von Peter Otto (AG Molekulare Evolution und Systematik der Pflanzen) erfasst worden. Uwe Schwarz, Leiter der Fachgruppe Moose am Naturkundemuseum hat 2022 bei einer Aufnahme der Moosdiversität 40 verschiedene Arten nachgewiesen.

Pilze sind im Botanischen Garten allgegenwärtig. In einer Studie aus dem Jahr 1998 von Peter Otto (Molekulare Evolution und Systematik der Pflanzen) und Gerd K. Müller (1929 - 2012, ehemaliger Direktor des Botanischen Gartens) wurden allein 229 verschiedene Arten nachgewiesen, wobei "nur" die Gruppen der Schlauchpilze (Ascomyceten) und Ständerpilze (Basidiomyceten) berüchsichtigt werden konnten. Weitere Aufnahmen und Artengruppen werden die Artenzahlen wesentlich erhöhen und sollen in die Gesamtartenliste integriert werden.

Artenliste auf iNaturalist

Viele Besucher:innen des Botanischen Gartens interessieren sich neben unserer Pflanzensammlung auch für die hier frei vorkommenden Organismen und fotografieren diese z.B. mit ihrem Smartphone. Einige naturbegeisterte Menschen teilen ihre Bilder auf dem sozialen Netzwerk und Citizen-Science-Projekt iNaturalist oder anderen Plattformen.

Die dabei dokumentierten Funde bei iNaturalist haben wir für den Botanischen Garten in einem Projekt zusammengefasst: https://www.inaturalist.org/projects/artenvielfalt-im-botanischen-garten-leipzig

Was wir Tun

Neben der Pflege unserer Pflanzensammlung verbessern wir fortlaufend auch Strukturen im Botanischer Garten. Wir haben das Ziel möglichts vielen Arten hier einen Lebensraum  zu geben und Beobachtungsorte für unsere Bildungsangebote zu schaffen.

Im Folgenden sind ausgewählte Strukturen aus dem Botanischen Garten Leipzig zusammengestellt:

zurückdrehen

Das Arenarium

ist eine besonnte, nährstoffarme Sandfläche als Refugium für viele Spezialisten, insbesondere auch für xerothermophile und arenophile Insektenarten.

 

Arenarium (Sandarium)

Arenarium im Botanischen Garten, Foto: Rolf A. Engelmann
Karte umdrehen
zurückdrehen

Nistkästen

verbessern die Nistmöglichkeiten für Vögel. Spezielle Fledermauskästen dienen als Unterschlupf für Fledermäuse.

 

Nistkästen

Nistkasten im Botanischen Garten, Foto: Rolf A. Engelmann
Karte umdrehen
zurückdrehen

Unsere Blühwiesen

sind artenreiche Lebenssräume und attraktive Lernorte für die Botanikschule in einem.

 

Blühwiesen

Sommerwiese im Botanischen Garten Leipzig, Foto: Botanischer Garten Leipzig
Karte umdrehen
zurückdrehen

Winterquartiere stehen lassen,

in Form verwelkter Blüten- oder Fruchtstände, ist eine einfache Möglichkeit viele Insektenarten zu fördern. Die Hohlräume in den Stängeln dienen als Unterschlupf für ausgewachsene Insekten, Larven oder Puppen.

 

Winterquartiere stehen lassen

Fruchtstand von Arznei-Haarstrang (Peucedanum officinale) im Botanischen Garten, Foto: Rolf A. Engelmann
Karte umdrehen
zurückdrehen

Totholz

ist für viele Insekten ein wichtiger Lebensraum, insbesondere auch für deren Fortpflanzung oder Überwinterung. An dem stehenden Totholz sind z.B. regelmäßig Holz-, Blattschneider-, Woll- und Maskenbienen zu beobachten.

 
zurückdrehen

Steinhaufen und Trockenmauern

dienen als Verstecke. "Wilde" Ecken in Gärten, seien es Holz- oder ein Steinhaufen, sind somit sehr wichtige Strukturen. Auch unser Alpinum besteht aus großen Steinblöcken und bietet ausgezeichnete Versteckmöglichkeiten.

 

Steinhaufen und Trockenmauern

Tockenmauer aus Steinen und Holz im Botanischen Garten, Foto: Rolf A. Engelmann
Karte umdrehen

Weitere Projekte

Moosexperiment

mehr erfahren

Pflanze KlimaKultur!

mehr erfahren

Pflanzenbestimmung

mehr erfahren