Das dimensional Große drängt sich auf und verstellt mitunter den Blick für Bedeutsameres. So ist es auch mitunter bei Pflanzen. Samen sind bei zahlreichen Pflanzenarten mikroskopisch klein und werden bei Beschreibung und Bewertung pflanzlicher Merkmale meist vernachlässigt. Wir wollen diesem Defizit entgegenwirken und widmen den Samen und den sie umgebenden Früchten eine eigene Ausstellung. Grundlage dafür ist eine Spezialsammlung des Leipziger Universitätsherbariums, die erstmals im Detail der Öffentlichkeit präsentiert wird.

zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Hülse der Saat-Esparsette mit Fortsätzen zur Anheftung. Foto: Stefan Krüger
Hülse der Saat-Esparsette mit Fortsätzen zur Anheftung. Foto: Stefan Krüger

Der Überlebenskampf von Pflanzen wird maßgeblich vom Aspekt bestimmt, ob ihre Ausbreitungseinheiten (vor allem Samen und Früchte = generative Diasporen) in ausreichender Zahl an geeigneten Standorten zur Entwicklung kommen können. Da Pflanzen an ihrem Wuchsort verankert sind, müssen die Diasporen freigesetzt und Wind, Wasser, Tier oder Mensch mittels raffinierter Strategien anvertraut werden. Aus den Charakteristika der Diasporen lässt sich somit ableiten, welches Transportmittel für Nah- und Fernreisen benutzt wird. 

Für die Offenbarung der Merkmale von Samen und kleinen Früchten bedient sich die Ausstellung künstlerischer Mithilfe. Grafik, Fotografie und Schmuckgestaltung rücken mit Sorgfalt ausgewählte Diasporen heimischer Pflanzenarten in den Blickpunkt. Bisher unbekannt Unscheinbares wirkt beinahe übermächtig und beeindruckt durch Detailtreue oder künstlerische Verfremdung.

Mit der Ausstellung wird auch Wissensvermittlung angestrebt. Da bei botanisch-ökologischen Sachverhalten die Blicke Außenstehender zu schärfen sind, wird das Künstlerische durch erläuternde Texte erweitert. Auf diese Weise wird der Ausstellungsbesuch zu einer Entdeckungsreise über den Zusammenhang von pflanzlicher Struktur und biologischer Funktion. Die Präsentation der Kunstwerke wird ergänzt durch Poster zur Methodik des künstlerischen Vorgehens und durch Proben aus der Diasporen-Sammlung des Herbariums.

Die Ausstellung wird in Zusammenarbeit mit dem Institut für Biologie der Universität Leipzig, AG Molekulare Evolution und Systematik der Pflanzen & Herbarium (LZ) realisiert.

Die Ausstellung “In der Blüte geboren - Samen und die Reise der Pflanzen” ist vom 16.08.2025 - 05.10.2025 im Mediterranhaus im Botanischen Garten der Universität Leipzig zu sehen. 

zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Keimwärts, Radierung. Irene Beyer-Stange, 2023. Foto: Gustav Franz
zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Für die Makrofotografie auf einer Nadelspitze präparierte Samen und Früchte. Foto: Stefan Krüger
zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Passionsblume - Anstecknadel/Anhänger (Guss- und Schmiedetechnik mit Rubinen und Süßwasserzuchtperle). Silke Lipsch, 2021. Foto: Silke Lipsch

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