Unser Victoriahaus wurde im Jahre 1876 nach Plänen des Gartendirektors August Schenk und des Leipziger Baurates Gustav Müller als spezieller Gewächshaustyp zur Kultivierung der tropischen Riesenseerose errichtet.
Die öffentliche Präsentation der spektakulären Riesenseerose (Victoria amazonica) führte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu einer prestigeträchtigen, weltweiten Verbreitung sowohl der Pflanzenart als auch des Bautyps. Von den heute nur noch fünf im Original erhaltenen Victoriahäusern ist unseres das drittälteste überhaupt und das einzige in Deutschland.
Nach Kriegsschäden im Dezember 1943 und notdürftiger Reparatur erfolgte 1998 die Umsetzung der gesamten Konstruktion um 30 Meter nach Süden an den heutigen Standort. Die denkmalgerechte Sanierung erfolgte in den Jahren 2017 und 2018. Für diese Sanierung hat die Universität Leipzig eine Förderung der Ostdeutschen Sparkassenstiftung sowie der Sparkasse Leipzig erhalten.
Das Gewächshaus hat die Form einer flachen, achtseitigen Pyramide. Die konstruktiven Bauteile bestehen aus Gusseisen und sind untereinander mit Nieten verbunden. Die schindelartig in Kitt verlegten Glasscheiben liegen den Sprossen auf. Deren Stege verleihen der Außenhaut ihre markante vertikale Rippenstruktur. Das Gewächshaus liegt einem Sockel aus Bruchsteinmauerwerk und einer Abdeckung aus Rochlitzer Porphyrtuff auf. Das zentrale Wasserbecken beherbergt im Sommer eine bis mehrere Pflanzen der Arten Victoria amazonica oder Victoria cruziana.
An dieser Stelle nennen möchten wir den berühmten 1798 in Plauen geborenen und in Leipzig aufgewachsenen Eduard Friedrich Poeppig. Er hat als Naturforscher und Ordinarius die Victoria amazonica erstmals nach strengen wissenschaftlichen Regeln beschrieben und trägt so die wissenschaftliche “Vaterschaft” für eine der bekanntesten Pflanzen der Welt.