Sergei ist Bildhauer und kommt aus St. Petersburg (Russland). Im Frühjahr 2022, nach Beginn des Krieges, ist er nach Leipzig gezogen. Sein Hauptmaterial ist Stahl. Dabei lässt er sich besonders von biologischen Formen inspirieren. Die Themen und Fragen, die er behandelt, sind jedoch hauptsächlich menschlich und sozial.
Ahornsamen
Die Skulptur stellt eine geflügelte Ahornfrucht dar. Ahornsamen gelten als Symbol für Migration, Lebensfreude und Durchsetzungskraft – ebenso wie für Fragilität und das Akzeptieren des Schicksals. Sie werden vom Wind getragen, ähnlich wie auch Menschen von den Winden der Zeit bewegt werden.
Sergei Karev hat bereits an verschiedenen Orten der Welt sogenannte „Flügelskulpturen“ installiert und plant, diese auch in weiteren Ländern aufzustellen. Die dahinterstehende Idee ist, dass die Skulpturen – wie Menschen sowie deren Gedanken, Ideen und Erfahrungen – in vielen Teilen der Welt einen Landungsort finden.
Das Projekt im Botanischen Garten nimmt dennoch eine besondere Stellung ein. Die Skulptur besteht nicht ausschließlich aus Metall, sondern größtenteils aus Massivholz, Ästen und Zweigen. Dadurch soll der „Landungsort“ auch zu einem Siedlungsort für lebendige Wesen werden. Die Vorstellung von „Zuhause“ spielt hierbei eine zentrale Rolle, insbesondere im Hinblick auf Migration und den damit verbundenen Prozess des Findens, Suchens, Aufbauens und Anpassens eines neuen Zuhauses.
Dass das verwendete Holz im Laufe der Zeit von Pilzen zersetzt wird und möglicherweise auch lebende Pflanzen in den toten Ästen einen Platz finden, wird als integraler Bestandteil des Projekts verstanden. Verwesung und neues Leben, das Tote und das Lebendige, liegen hier nebeneinander und bilden gemeinsam das, was Leben und Natur ausmacht – Begriffe, die heute häufig mit dem Wort „Nachhaltigkeit“ beschrieben werden. Das Immer-Lebendige behauptet sich so gegen die Versuchung des Nichts und der Vernichtung.