Einige Anmerkungen zur Geschichte der Psychologie an der Universität Leipzig
Die Universität Leipzig beschäftigt sich schon seit langem mit der wissenschaftlichen Erforschung des menschlichen Geistes und des menschlichen Verhaltens. In der Mitte des 19. Jahrhunderts begannen zwei Professoren der Universität Leipzig, Ernst Heinrich Weber (1795 – 1878) und Gustav Theodor Fechner (1801 – 1887), den Zusammenhang zwischen unserem subjektiven Erleben und den physikalischen Reizen der Umwelt zu erforschen. Fechner nannte dies Psychophysik; seine Techniken lieferten die Messwerkzeuge für die moderne Psychologie.
Im Jahr 1879 gründete ein anderer Leipziger Universitätsprofessor, Wilhelm Maximilian Wundt (1832 – 1920), das weltweit erste Institut für Psychologie. Es zog zahlreiche Gelehrte aus aller Welt an, die Wundts Vorlesungen hörten, seine Seminare besuchten und an den experimentellen Forschungen in seinem Labor teilnahmen. Als Wundt 1917 von seiner Professur emeritiert wurde, hatte er zahlreiche höchst einflussreiche Bücher geschrieben, darunter die Grundzüge der physiologischen Psychologie und die zehnbändige Völkerpsychologie, und Gutachten für 184 Doktorarbeiten verfasst. Mindestens 60 seiner Doktoranden kamen aus dem Ausland, darunter 18 aus den Vereinigten Staaten von Amerika. Ein erheblicher Teil der Dissertationen beschäftigte sich mit der Psychophysik Webers und Fechners und der Messung von Reaktionszeiten.
Viele von Wundts Studenten und Assistenten wurden berühmte und sehr einflussreiche Wissenschaftler, darunter:
- James Mark Baldwin (1861 – 1934),
- Paul Barth (1858 – 1922),
- Wladimir Michailowitsch Bechterew (1857 – 1927),
- James McKeen Cattell (1860 – 1944),
- Emile Durkheim (1858 – 1917),
- Edmund Husserl (1859 – 1938),
- G. Stanley Hall (1844 – 1924),
- Charles Hubbard Judd (1873 – 1946),
- Friedrich Kiesow (1858 – 1940),
- August Kirschmann (1860 – 1932),
- Emil Kraepelin (1856 – 1926),
- Oswald Külpe (1862 – 1915),
- Matataro Matsumoto (1865 – 1943),
- Charles Herbert Mead (1863 – 1931),
- Ernst Meumann (1862 – 1915),
- Albert Eduard Michotte (1881 – 1965),
- Hugo Münsterberg (1863 – 1916),
- Charles Spearman (1863 – 1945),
- Edward B. Titchener (1867 – 1927)
- und Wilhelm Wirth (1876 – 1952).
Heute besteht das Institut für Psychologie der Universität Leipzig aus zehn Professuren (und drei Honorarprofessuren des lokalen Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften und des lokalen Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie), die die wichtigsten Grundlagen- und Anwendungsbereiche der zeitgenössischen Psychologie repräsentieren.
Im Dezember 2019 erhielt das Institut zu Ehren des bevorstehenden 100. Todestages von Wundt am 31. August 2020 einen neuen Namen: Institut für Psychologie – Wilhelm Wundt. Im November 2021 stimmte der erweiterte Senat der Universität Leipzig dem Antrag auf Umbenennung in Wilhelm-Wundt-Institut für Psychologie zu.
Um mehr über die Geschichte des Instituts und Wilhelm Wundt zu erfahren, laden wir Sie ein, den unten aufgeführten Links zu folgen.
- Biografie von Wilhelm Wundt (öffnet in einem neuen Tab)
- Detaillierte Beschreibung der Geschichte des Instituts (öffnet in einem neuen Tab)
- Sammlung von Originaltexten, Abbildungen von Geräten, weitere Materialien (öffnet in einem neuen Tab)
- Wundt-Nachlass an der Universität Leipzig (öffnet in einem neuen Tab)
- Briefwechsel von Wilhelm Wundt (öffnet in einem neuen Tab)
- Ausgewählte Texte zur Leipziger Geschichte der Psychologie (öffnet in einem neuen Tab)
Der Text auf dieser Seite wurde im Jahr 2020 von Jörg D. Jescheniak, Erich Schröger und Robert P. O’Shea erstellt. Update: 2023.