LIFENET ist ein Projekt der Psychotherapeutischen Hochschulambulanz für Kinder und Jugendliche der Universität Leipzig, dessen Schwerpunkt auf der Förderung, Erhaltung und Wiederherstellung der psychischen Gesundheit von Nachwuchs-Leistungssportlerinnen und -Leistungssportlern liegt.

Dabei ist der Name gleichzeitig Programm: Mit LIFENET, was im Englischen so viel wie „Sprungtuch“ bedeutet, sollen psychisch belastete Nachwuchsathletinnen und -athleten rechtzeitig aufgefangen und unterstützt werden, sodass psychische Beanspruchungen verringert werden können und Leistungssport weiterhin auf höchstem Niveau betrieben werden kann. Das multimodale Angebot soll von niederschwelligen Beratungen über Psychodiagnostik und präventiven Gruppenprogrammen bis hin zu tiefergehenden Einzelbehandlungen reichen. Unsere Zielgruppe umfasst sowohl aktive Athlet:innen eines Leistungskaders als auch Sportler:innen, die aus ihrem Leistungskader ausgesondert wurden. Zudem beinhaltet das LIFENET-Projekt auch Angebote für enge Bezugspersonen der Athlet:innen (Sporteltern, Trainer:innen, Lehrer:innen und Erzieher:innen).

Ausführliche Informationen zu den einzelnen Angeboten finden Sie weiter unten auf dieser Seite.

Um eine wissenschaftliche Fundierung des Projekts zu gewährleisten, wurden im Herbst 2022 umfangreiche Daten zur psychischen Gesundheit der Leistungsathlet:innen im Alter zwischen 11 und 18 Jahren am Standort Leipzig erhoben. Zudem werden zu Zwecken der Qualitätssicherung alle LIFENET-Angebote mit Hilfe diverser Selbstberichts-Fragebögen evaluiert und hinsichtlich ihrer Wirksamkeit geprüft.

Unabhängig von unserem Forschungsprojekt können sich psychisch belastete Leistungssportler:innen auch jederzeit in der Psychotherapeutischen Hochschulambulanz für Kinder und Jugendliche für eine ambulante Therapie melden.

2Steps4Health

Wir freuen uns, dass unser Partner-Projekt 2Steps4Health in den Jahren 2023 und 2024 von der Robert-Enke-Stiftung gefördert wird. 2Steps4Health ist ein zweistufiges Präventionsprogramm zur Förderung der psychischen Gesundheit von jugendlichen Athlet:innen, das von der Arbeitsgruppe Klinische Kinder- und Jugendpsychologie und der Professur für Sportpsychologie der Universität Leipzig gemeinsam durchgeführt wird. Weitere Informationen sind in diesem Artikel zu finden.

Portrait Britta Steffen (Foto: Liesa Fuchs)

Ich hatte meine Karriere eigentlich schon aufgegeben. Die Auseinandersetzung mit meinen Ängsten waren mitentscheidend dafür, dass ich doch noch Olympiasiegerin werden konnte. Ich habe meine Erfolge nicht zuletzt meiner Psychologin zu verdanken.

Britta Steffen, ehemalige Schwimmerin und Olympiasiegerin

Portrait Carina Schlüter (Foto: privat)

Seelische Erkrankungen sind im Leistungssport keine Seltenheit. Das Problem dabei ist nur, dass kaum drüber gesprochen wird. Wie bei jeder anderen Verletzung gilt aber, je früher Du Dir Hilfe holst, desto schneller bist Du wieder fit.

Carina Schlüter, Profi-Fußballerin

Ausgangspunkt: Lange Zeit galt vielerorts die Annahme, Leistungssportler:innen seien mental und körperlich so stark, dass sie unmöglich an psychischen Erkrankungen leiden können. Auch in Deutschland wird den psychischen Belastungen und Beanspruchungsreaktionen von Leistungssportler:innen erst seit gut zehn Jahren zunehmend Beachtung in der wissenschaftlichen Forschung geschenkt. Die aktuelle Datenlage lässt darauf schließen, dass psychische Störungen im Leistungssport keineswegs seltener vorkommen als in der Allgemeinbevölkerung. Einige Störungsbilder scheinen im Leistungssport sogar eine deutlich erhöhte Prävalenz aufzuweisen. Dennoch existieren bislang kaum spezifische Angebote im Bereich der Prävention und der klinischen Psychologie und Psychotherapie, die sich an psychisch belastete Leistungssportler:innen richten. Das betrifft insbesondere den Nachwuchsbereich. Obwohl verschiedene Studien belegen, dass sich bei einem frühen Krankheitsbeginn häufiger eine erhöhte Wiedererkrankungsrate sowie ein schwererer Verlauf der psychischen Störung zeigen können, mangelt es sowohl an empirischer Evidenz als auch an entsprechenden Versorgungsmöglichkeiten und Anlaufstellen.

Unser Ziel: Wir wollen psychisch belasteten Leistungssportler:innen die Möglichkeit bieten, sich psychologisch beraten und bei Bedarf psychotherapeutisch behandeln zu lassen. Dazu gehört, über die Thematik der psychischen Gesundheit im Leistungssport zu informieren und einen Beitrag zu dessen Enttabuisierung zu leisten. Während die sehr starken körperlichen Belastungen im Leistungssport wie selbstverständlich berücksichtigt und behandelt werden, ist das Bewusstsein für die mit dem Leistungssport einhergehenden seelischen Belastungen längst nicht ausreichend vorhanden. Psychische Beschwerden werden oftmals so lange verdrängt und verheimlicht, bis ein massiver Schaden eingetreten ist. Dieser Entwicklung wollen wir entgegenwirken und sowohl präventive als auch therapeutische Maßnahmen niederschwellig verfügbar machen.

Zielgruppe: Unsere Angebote richten sich an Leistungssportler:innen im Alter von 10 bis 21 Jahren. Hierbei ist nicht entscheidend, ob ein Kaderstatus vorliegt. Auch Sportler:innen, die aus ihrem Leistungskader ausgesondert wurden, sollen bei uns Anbindung finden und professionelle Unterstützung erfahren. Darüber hinaus wollen wir auch für Eltern, Trainer:innen, Lehrer:innen (der Sportschulen) und Erzieher:innen (der Sportinternate) Informations- und Beratungsangebote bereitstellen.

Angebote für (ausgesonderte) Leistungssportler:innen: Unser Angebot soll multimodal sein und folgende Schwerpunkte umfassen:

  • Informationsveranstaltungen (z.B. in Sportvereinen und Sportschulen)
  • Erstberatungen (niederschwellige psychologische Beratungen)
  • Psychodiagnostik
  • Psychoedukation
  • Gruppenbehandlungen (z.B. präventive Gruppentrainings zur Erweiterung persönlicher Handlungskompetenzen und zur Erlernung von Self-Care-Techniken)
  • Einzelbehandlungen durch approbierte Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeut:innen

Angebote für Bezugspersonen: Sowohl die Eltern der Athlet:innen als auch ihre Trainer:innen, Lehrer:innen oder Erzieher:innen können eine bedeutende Ressource im Umgang mit Belastungen darstellen. Gleichzeitig ist nicht selten zu beobachten, dass Athlet:innen einzelne Bezugspersonen selbst als starken Belastungsfaktor wahrnehmen. Dementsprechend erscheint es uns fundamental, auch das nahe soziale Umfeld über die psychischen Beanspruchungen von Leistungssportler:innen aufzuklären. Jede Person im direkten Umfeld der Sportler:innen sollte  Verantwortung übernehmen, um schwere Krankheitsverläufe zu verhindern und zur Aufrechterhaltung der Gesundheit der Athlet:innen beizutragen.

Wir sind stets bemüht, uns interdisziplinär zu vernetzen, um ein noch breiteres Angebot für unsere Zielgruppe zu schaffen. So kann sich individuell für das bestmögliche Angebot bei der vorliegenden Bedürfnis- und Problemlage entschieden werden.

Wir arbeiten bei der Entwicklung und Implementierung unserer Angebote eng mit den Leipziger Sportschulen und Sportinternaten zusammen. Es findet regelmäßig ein interdisziplinärer Austausch statt, an dem unter anderem die Schul- und Internatsleitungen, verschiedene Lehrkräfte, Sozialpädagog:innen, Sportpsycholog:innen und Expert:innen aus dem Bereich der Gesundheitsversorgung teilnehmen.

Anlaufstellen aus unserem Expert:innen-Netzwerk:

  • Mentales Training der Universität Leipzig
    Kontakt: Oliver Leis
  • Sportpsychiatrie und -psychotherapie für erwachsene Athlet:innen
    Kontakt: Dr. med. Daniel Fischer
    Adresse: Karl-Liebknecht-Str. 153, 04277 Leipzig
    Telefon: +49 341 248 02206
    E-Mail schreiben
    Dr. Fischer ist Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie sowie ärztlicher Psychotherapeut und besucht jährliche Weiterbildungen der DGPPN zum Thema Sportpsychiatrie und -psychotherapie.
  • Kinder- und Jugendsportmedizin
    Kontakt: Prof. Dr. Detlef Brock
    Adresse: Johannisplatz 1
    Telefon: +49 341 30859112

 

Die Spezialsprechstunde ist ein unverbindliches Beratungsangebot für Leistungssportler:innen, die nach Unterstützung suchen, sich jemandem anvertrauen möchten oder sich einfach einmal alles von der Seele reden wollen. Alle Informationen zur Spezialsprechstunde können dem Flyer unter der Rubrik „Downloads“ entnommen werden. 

Time-Out ist ein Gruppenangebot, das wir speziell für jugendliche Leistungssportler:innen entwickelt haben, die mentale Belastungen im Alltag und im Sport erleben. In einer Kleingruppe werden über mehrere Wochen hinweg Strategien zum Umgang mit negativen Gedanken und Gefühlen erlernt sowie Übungen zur Selbstwertstärkung und Verbesserung der sozialen Kompetenz durchgeführt. Unser Ziel ist es, mit Hilfe des Gruppenangebots die starken Belastungen zu reduzieren und gleichzeitig die Lebensqualität der Teilnehmenden zu steigern. Weitere Informationen können dem Flyer unter der Rubrik „Downloads“ entnommen werden.

Unser Gruppenangebot „Time-Out“ ist zudem ein wesentlicher Bestandteil des 2Steps4Health-Projekts, das von der Robert-Enke-Stiftung gefördert wird. Weitere Infos zu 2Steps4Health finden Sie hier.

Workshop für Trainer:innen, Eltern, Lehrer:innen & Erzieher:innen

Trainer:innen, Eltern, Lehrer:innen und Erzieher:innen sind tagtäglich in engem Kontakt mit Nachwuchsleistungssportler:innen und können eine wichtige Ressource bei psychischer Belastung sein. Gleichzeitig berichten Personen des nahen Umfelds von Leistungssportler:innen häufig mangelndes Wissen und Unsicherheit, wie sie mit Betroffenen umgehen sollen. Dazu kommt die immer noch bestehende Stigmatisierung psychischer Erkrankungen im Leistungssport. In der Versorgung psychisch belasteter junger Athlet:innen ist es demzufolge fundamental, auch das nahe Umfeld mit einzubinden und aufzuklären.

Zu diesem Zweck haben wir einen zweistündigen Informations-Workshop konzipiert, der in regelmäßigen Abständen angeboten wird. Unser Ziel ist es, den Teilnehmenden einen Überblick über die häufigsten psychischen Störungen im Leistungssport zu vermitteln, Fragen zu beantworten und vor allem den Raum für einen gemeinsamen Austausch untereinander zu schaffen. Zudem werden mögliche Frühwarnsignale psychischer Belastungen sowie entsprechende Handlungsmöglichkeiten besprochen, um mögliche Unsicherheiten im Umgang mit Betroffenen abzubauen.

In einer ersten Erhebungswelle haben wir 23 Trainer:innen und Bezugspersonen gebeten, zu drei verschiedenen Zeitpunkten einen kurzen Fragebogen auszufüllen. Hierbei zeigte sich, dass die Teilnehmenden nach dem Workshop mehr Wissen über die zwei wichtigsten psychischen Erkrankungen (Depressionen und Angststörungen) vorweisen konnten als zuvor. Zudem reduzierten sich ihre stigmatisierenden Einstellungen und es wurde mehr Selbstsicherheit im Umgang mit betroffenen Personen berichtet. All diese Effekte blieben auch über einen Zeitraum von 4 Wochen nach dem Workshop stabil.

Wirksamkeit

zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Grafik Selbstsicherheit (Bild: Katja Johne)
zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Grafik Stigmatisierung (Bild: Katja Johne)
zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Grafik Wissen (Bild: Katja Johne)

Theoretische Hintergründe, ausführliche Beschreibungen der Studie sowie weitere Ergebnisse können der Abschlussarbeit von Katja Johne entnommen werden.

Sie möchten an einem unserer Workshops teilnehmen?

In diesem Flyer finden Sie alle wichtigen Informationen zum Herunterladen.

Termine werden je nach Bedarf geplant und angeboten. Melden Sie sich gerne jederzeit, wenn Sie Fragen oder Interesse an unserem Workshop haben. Schreiben Sie uns dazu bitte eine E-Mail an lifenet(at)uni-leipzig.de. Damit erklären Sie sich einverstanden, dass wir Sie über diese E-Mail-Adresse bezüglich des Workshops kontaktieren dürfen. Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme!

Alle Workshop-Termine können auch online via Zoom angeboten werden.

Team

Prof. Dr. Julian Schmitz

Prof. Dr. Julian Schmitz

Städtisches Kaufhaus
Neumarkt 9, Raum Z 018, Aufgang E, 1. OG
04109 Leipzig

Telefon: +49 341 97-35951

 Johanna Kaiser

Johanna Kaiser

Wiss. Mitarbeiterin

Städtisches Kaufhaus
Neumarkt 9, Raum Z 020, Aufgang E, ZG
04109 Leipzig

Telefon: +49 341 97-35997

Studentische Mitarbeiter:innen

B.Sc. Saskia Simon

B.Sc. Saskia Simon

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