Pressemitteilung 2019/169 vom

Welche Bedeutung haben Mitschüler für das kindliche Lernen? Wie wirkt sich Zweisprachigkeit auf die kognitive Entwicklung aus? Wie entwickeln sich Emotionen von der Kindheit bis ins hohe Alter? Welche Entwicklungsprozesse variieren von Kulturraum zu Kulturraum und welche wiederholen sich kontextunabhängig? Unter dem Motto „Variation: Noise or Norm“, befassen sich die Teilnehmer einer internationalen Tagung der Deutschen Gesellschaft für Psychologie (DGPs) an der Universität Leipzig mit diesen und anderen Fragen. Das Leipziger Forschungszentrum für frühkindliche Entwicklung, die Erziehungswissenschaftliche und Lebenswissenschaftliche Fakultät der Universität Leipzig und das Max Planck Institut für Evolutionäre Anthropologie laden gemeinsam mit den Fachgruppen „Pädagogische Psychologie“ und „Entwicklungspsychologie“ (paEpsy) der DGPs vom 9. bis 12. September 2019 auf den Campus Jahnallee ein und erwarten mehr als 800 Teilnehmer, unter anderem aus Deutschland, den USA, Japan, und dem Vereinigten Königreich.

Geplant und organisiert hat diese Tagung ein interdisziplinäres Team aus sechs Leipziger Entwicklungs- bzw. Lehr-Lern-Forschern: Daniel Haun, Robert Hepach, Ute Kunzmann, Brigitte Latzko, Julia Moeller und Henrik Saalbach forschen selbst aktiv zu vielen der in der Tagung vertretenen Themen. „Die Tagung ist eine von mehreren Initiativen der Universität Leipzig, die den Forschungsschwerpunkt 'Kindheit' am Standort stärken sollen“, erklärt Daniel Haun, Direktor des Leipziger Forschungszentrums für frühkindliche Entwicklung und Direktor am Max-Planck-Institut für Evolutionäre Anthropologie. „Leipzig hat sich zu einem der interessantesten Wissenschaftsstandorte für die Erforschung der Kindheit im deutschsprachigen Raum entwickelt. Forscher aus verschiedensten Fachdisziplinen an der Universität und den örtlichen Max-Planck Instituten arbeiten eng zusammen – es ist eine einzigartige Atmosphäre“, ergänzt Robert Hepach, Juniorprofessor für Methoden zur Erforschung frühkindlicher Entwicklung.

Die Tagung, wie auch die Leipziger Forscher befassen sich nicht nur mit kindlicher Entwicklung. Ute Kunzmann, Professorin für Entwicklungspsychologie erklärt: „Wenn man 'Entwicklung' hört, denkt man oft sofort an Kinder oder Jugendliche, aber Menschen entwickeln sich ihr ganzes Leben lang. Wie verändert sich beispielsweise der Umgang mit täglichem Stress im Erwachsenenalter oder welche Bedeutung haben soziale und emotionale Fähigkeiten, die in der Kindheit erworben wurden, für den weiteren Lebensweg im Erwachsenenalter? Die Entwicklung eines Menschen über seine ganze Lebensspanne hinweg zu betrachten ist nicht zuletzt deshalb lohnenswert, weil man nur so die langfristigen Konsequenzen früher Entwicklungsschritte aufzeigen kann.“

„Wichtig ist natürlich, dass all die Forschung am Ende wieder Menschen zugute kommt“, betont Julia Möller, Juniorprofessorin für Pädagogische Psychologie mit Schwerpunkt Entwicklung unter Risikobedingungen an der Universität Leipzig. Dazu Henrik Saalbach, Professor für Pädagogische Psychologie mit Schwerpunkt Lehren, Lernen und Entwicklung: „Zahlreiche empirische Studien belegen beispielsweise einen engen Zusammenhang zwischen sprachlichen und fachlichen Kompetenzen. Allerdings liegen bislang nur wenige empirische Erkenntnisse darüber vor, welche sprachlichen Kompetenzen Schülerinnen und Schüler für den Lernerfolg in unterschiedlichen Fächern benötigen, durch welche kognitiven Mechanismen dies zu erklären ist und wie pädagogisch geholfen werden kann – Praxis und Forschung müssen sich ständig austauschen.“

So gibt es auch für Lehrkräfte an Leipziger Schulen ein spezielles Konferenzticket. Für den Preis eines normalen Tickets erhält jede interessierte Schule drei Tickets, die dann innerhalb des Kollegiums einer Schule übertragbar sind. Brigitte Latzko, Professorin für Psychologie in Schule und Unterricht, betont: „Wir laden Schulen herzlich ein, die Tagung zu besuchen. Wir erhoffen uns dadurch einen intensiveren Dialog zwischen Wissenschaft und Praxis der pädagogischen und Entwicklungspsychologie.“